„Liebe Leser,
Sie sind doch verrückt! Einen bekennenden EU-Kritiker und ‚Politiclown‘ nach Brüssel zu schicken, das ist kein Spaß. […] Die Grenzen der Satire sind weit überschritten, wenn Typen wie Günther Oettinger, Udo Voigt (NPD) und ich plötzlich Typen wie Sie von Brüssel aus regieren müssen.“
Mit diesen Worten beginnt Martin Sonneborn sein neustes Buch „Herr Sonneborn geht nach Brüssel – Abenteuer im Europaparlament“. Darin wird deutlich, dass der Vorsitzende der deutschen Satirepartei „Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative“ beinahe als am wenigsten verrückt durchgehen kann. Inmitten von polnischen Monarchisten, deutschen Neonazis und griechischen Kommunisten versucht er die Europäische Union nicht kaputtzumachen. Manchmal rettet er auch die Bürger vor weiteren Eingriffen in ihre Privatsphäre. Allgemein kann er als Mitglied der Fraktionslosen im Parlament allerdings wenig ausrichten, wenn eine Abstimmung nicht gerade von einer Stimme abhängt. Aus diesem Grund berichtet er auf satirische Weise vom alltäglichen Wahnsinn der europäischen Klassenfahrt nach Brüssel bzw. Straßburg.
Neben Satirevideos und Besuchen in Brüsseler Kneipen und Cafés sorgt er für ein wenig mehr Transparenz der EU. Das Buch leistet vermutlich einen größeren Beitrag zur politischen Bildung als so manche größere deutsche Tageszeitung. Sonneborn erklärt das Demokratiedefizit der EU, schildert den aufgeblähten Institutionenapparat und die sinnlosen Reisen des gesamten Parlaments von Brüssel nach Straßburg.
Ernsthafte Politik?
Nur durch seine Anwesenheit und wenige, gut platzierte Reden ärgert er die etablierten Politiker und hält ihnen darin den Spiegel vor. Allen voran natürlich der Fraktion der Europäischen Volkspartei (EVP), der die deutschen Unionsparteien CDU/CSU angehören.
Auf diese Weise scheint die Politik Sonneborns beinahe ernsthafter, als die Laufburschen der Lobbyisten in Europa. Diese Ernsthaftigkeit zeigt sich nicht bei der Ausarbeitung von Gesetzen. Stattdessen nimmt Sonneborn die Funktion eines Journalisten in Form des Abgeordneten wahr, der die Probleme der EU auf unterhaltsame Weise offenlegt.
Angesichts der anstehenden Europawahlen am 26. Mai ist ein Blick in Sonneborns Erzählungen durchaus empfehlenswert. Man könnte sich möglicherweise auch überlegen, das Buch als Lektüre im Politikunterricht zu lesen. Zwinkersmiley.
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