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Tag der Erlösung von der faschistischen Diktatur

Immer wieder gibt es Diskussionen darüber, ob der 8. Mai ein Feiertag sein soll. Warum die Bezeichnung als Tag der Befreiung falsch ist, es aber trotzdem ein Feiertag sein sollte.

 

Der 8. Mai 1945 ist ein sehr guter Tag in der Weltgeschichte. Der zweite Weltkrieg in Europa ging zu Ende. Genau wie die Schreckensherrschaft der Nazis. Sie verloren ihre Gestaltungsmöglichkeiten. Es ist nicht nur ein guter Tag für die Welt, sondern auch für Deutschland. Die „Stunde Null“ ebnete den Weg in einen neuen demokratischen und freien Staat. Das sollte durch einen Feiertag gewürdigt werden.

Falsche Wortwahl

Von einem „Tag der Befreiung“ sollte aber nicht gesprochen werden. Für die Mehrheit der Deutschen war es damals keine Befreiung. Einerseits bestätigte die Kapitulation die militärische Niederlage. Menschen wurden vertrieben, teilweise misshandelt und kamen in Kriegsgefangenschaft. Das sind Folgen des Vernichtungskrieges, den das Dritte Reich angefangen hat. Die Deutschen waren Täter. Die Mehrheit wählte die NSDAP. Die Menschen trugen aktiv und passiv zur Nazi-Herrschaft bei.

 

Es besteht also die Gefahr, dass die Rhetorik der „Befreiung Deutschlands“ die Bevölkerung in eine Opferrolle rückt. Es suggeriert, dass NSDAP, SA und SS als kleine Gruppe die Bevölkerung unterdrückt haben. Die Mittäterschaft der Bevölkerung, die das System stützte, indem sie es mindestens tolerierte, gerät in den Hintergrund.

Gedenken an die Opfer und Würdigung der Demokratie und Menschenrechte

Die Opfer der nationalsozialistischen Diktatur sollten an diesem Feiertag im Vordergrund stehen. Die Menschen in den Konzentrationslagern und den besetzten Ländern wurden tatsächlich befreit. Genau wie die verbliebenen Minderheiten in Deutschland. Ein Feiertag institutionalisiert das Gedenken.

 

Der 8. Mai ist auch eine Gelegenheit, Menschenrechte und Demokratie zu würdigen. Der Krieg und die Verfolgung und systematische Ermordung von Menschen zeigen, wohin Nationalismus und Hass führen können. Es macht deutlich, dass Menschenrechte, Demokratie und Frieden nicht selbstverständlich sind. Deswegen stellt der Tag doch eine Art „Befreiung“ der Deutschen dar: Nachfolgende Generationen wurden und werden in einem freien und demokratischen Staat geboren. Und rückblickend lässt sich sagen, dass an diesem Tag der Weg zur Bundesrepublik als demokratischen Staat  geebnet wurde.

 

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