Deutschland ist das einzige Land in Europa, wo es kein generelles Tempolimit auf Autobahnen gibt. Dabei sprechen Argumente dafür: ein Limit erhöht die Sicherheit und reduziert die CO2 Emissionen. Aber es geht doch um unsere "letzte" Freiheit. Überlegungen von der Überholspur. Eine Satire.
Ist es nicht schön, Deutsche*r zu sein? Es gibt schöne Gegenden. Wir sind gut in Fußball (meistens). Wir haben eine starke Wirtschaft. Und das wichtigste sind natürlich unsere Autos. Sie sind die besten. Und ja, wir sind auch seit 71 Jahren eine Demokratie und in diesem Jahr seit 30 Jahren wiedervereinigt. Wir haben Freiheiten. Da sind klasse Dinge dabei: die Würde des Menschen ist geschützt, Gleichheit, Meinungs- und Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit, und vieles mehr. Aber die wichtigste Freiheit, für die uns alle anderen Nationen auf der Welt beneiden, übertrifft alles. Es ist die letzte wirkliche Freiheit. „Freie Fahrt für freie Bürger“, bleibt da nur noch zu sagen. Bewegungsfreiheit auf der Autobahn ist die einzige wirkliche Freiheit.
Nur auf diesen grauen Bändern, die sich durch die Landschaften schlängeln, kann man die Freiheit riechen. Sie riecht rauchig. Und schadet der Umwelt und den Menschen. Aber es ist ein freier Schaden.
Raus aus der Spur
Es ist doch einfach wunderbar, mit 200 km/h auf der linken Spur durch das Land zu fliegen und dabei immer wieder nach rechts zu schauen, wo die unterklassigen und behäbigen Leute fahren. Menschen, die im Leben nicht so mitkommen, denn sonst hätten sie ein besseres Auto! Und wehe, diese Leute fahren kurz auf die linke Spur, um einen LKW zu überholen. Sie dürfen unsere Freiheit nicht einschränken! Wir sind wichtiger als sie; wir müssen schneller ans Ziel! Es ist unser gutes Recht als Deutscher ihnen die Lichthupe zu geben. Sollen wir euch anschieben? Dann geht es vielleicht schneller, bis ihr Ökosozialisten von unserer Spur verschwindet.
Ihr gefährdet unsere Freiheit nicht! Es ist ein Skandal, dass diese rot-grüne Einheitsfront unsere letzte Freiheit nehmen will! Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Religionsfreiheit? Alles schön und gut. Aber nichts geht über die Freiheit, mit 222 km/h auf der linken Spur auf ein Stauende aufzufahren. Das ist der Traum.
Fakten? Nicht mit uns
Und was sollen diese vorgeschobenen Argumente, die nur die Einführung des Ökokommunismus dienen? Eine niedrigere Geschwindigkeit sorgt dafür, dass wir weniger Strecke während unserer Reaktionszeit zurückliegen? Das ist doch unwichtig! Wozu habe ich denn meine Fahrassistenzsysteme? Da kommt es gar nicht erst zu Unfällen. Immerhin bin ich schon seit 134 Jahren unfallfrei! Bei dem Tempo von 120 würde ich doch einschlafen. Das wäre gefährlich!
Und was interessiert uns die Umwelt? Die 8 Millionen Tonnen CO2, die durch ein Tempolimit von 120 km/h eingespart werden würden. Warum sollte ich meine letzte Freiheit opfern, um den kommenden Generationen einen Planeten mit den gleichen Verhältnissen wie jetzt zu überlassen? Wärmeres Wetter ist doch schön! Dann muss man nicht mehr so weit weg in den Urlaub fahren, um tropisches Wetter zu erleben.
Also. Lasst uns unsere letzte Freiheit. Die Menschen sollten selbst wissen, wie schnell sie fahren. Wenn jemand mit 200 in ein Stauende gefahren ist, dann ist er das Risiko als freier Mensch eingegangen, der den Markt nicht analysieren konnte. Denn der Markt regelt alles!
Kommentar schreiben