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Die Strategie der AfD

von Max Schäfer

 

"Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte"  Alexander Gauland           

 

Diesen Satz würde man vermutlich von einem senilen 77-jährigen Reichsbürger an einem Stammtisch in Hintertupfingen erwarten und nicht unbedingt groß beachten. Der arme alte Mann fühlt sich vermutlich einsam und hat nichts anderes als die Liebe zu seinem Heimatland. Außerdem fand vermutlich seine politische Sozialisation noch unter dem Einfluss von ehemaligen Nazis statt. Die obige Aussage wurde allerdings von Alexander Gauland, Fraktionsvorsitzender der AfD und Oppositionsführer im deutschen Bundestag, getätigt. Er bezeichnet also mehrere Millionen Menschen, die ermordet wurden, als Vogelschiss. Die Absurdität der Aussage ist offensichtlich, weshalb ich nicht mehr zur Aussage an sich schreiben werde. Der Geschichtsunterricht sollte ohnehin diese Funktion übernehmen.

 

Diese Situation ist allerdings ein sehr gutes Beispiel, um die "Taktik" der AfD zu betrachten. Zunächst wird eine sehr kontroverse Ansicht geäußert, die dann für allgemeine Empörung in den Medien und unter den anderen demokratischen Parteien sorgt. Durch diese Aussage erntet die Partei schon Stimmen von rechtsaußen, da sie häufig bei Veranstalung mit einem solchen Publikum getätigt werden. Kurze Zeit, nachdem die Nachricht verbreitet wurde, meldet sich dann ein anderer Politiker der AfD zu Wort, um die Aussage zu relativieren. Diese Funktion erfüllte AfD-Fraktionssprecher Christian Lüth, der twitterte, dass Gauland Handlungen der Nazis inhaltlich so bewerte. Auf diese Weise soll der Status als bürgerliche Partei gewahrt werden.

Diese Methode ist natürlich hervorragend geeignet, um im Gespräch zu bleiben. Es gibt auch einige Personen, welche die Ansicht vertreten, dass die Medien durch die Berichterstattung der Partei helfen. Das stimmt zumindest teilweise. Auf  diese Weise bekommen sehr konservative Wählerschichten, die die Ansicht vertreten, dass diese "Schuldkultur" endlich gestoppt werden soll, Gaulands Position mit und wählen dann möglicherweise die AfD. Ohne die Berichterstattung würde nur ein sehr begrenzter Personenkreis angesprochen werden. Andererseits ist Gauland als Parteichef einer im Bundestag vertretenen Partei eine Meldung wert, wenn er etwas so dummes von sich gibt. Die überragende Mehrheit der Bevölkerung, die nicht wie die Junge Alternative bei der Rede Beifall spendet, erkennt den wahren Charakter der Partei. Man könnte hier wieder mit Durkheims kollektivem Gewissen argumentieren, das sich durch die Empörung weiterentwickelt.

 

Diese Aussagen zeigen allerdings den wahren Charakter der Partei. Sie stammen ja nicht vom konservativsten Teil der Basis, sondern von einem der Vorsitzenden. Gauland befindet sich dabei noch in Gesellschaft von Beatrix von Storch, Andre Poggenburg und  Björn Höcke. Letzterer wurde trotz mehreren Aussagen (z.B "Mahnmal der Schande") nicht ausgeschlossen. Eine Partei, die sich nicht von solchen Leuten distanziert, ist keine Alternative für bürgerliche Konservative, wenn diese nicht indirekt Neonazis unterstützen möchten.

 

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