Die Netflix-Serie „Bonding“ zeigt die Arbeit der jungen Domina Tiff und ihres Assistenten Pete. Die Serie ist keine sexualisierte Fetisch-Comedy-Verfilmung, sondern hochpolitisch und räumt mit gesellschaftlichen Vorurteilen auf.
Was würdest du machen, wenn du erfährst, dass deine beste Freundin aus der Highschool neben dem Studium eine Domina ist? Sie fragt dich, ob du ihr:e Assistent:in werden willst. Würdest du es machen? Diese Fragen muss Pete Devin, der Protagonist der Netflix-Serie „Bonding“, beantworten. Denn so beginnt die Serie: Seine Schulfreundin Tiffany Chester ruft ihn seit langer Zeit an und will ihn als Assistent einstellen. Der bis zu diesem Zeitpunkt durch sein mangelndes Selbstbewusstsein erfolglose Stand-Up Comedian Pete nimmt es an.
Feministische Netflix-Serie "Bonding" kämpft gegen gesellschaftliche Verklemmtheit an
Und so führt die Netflix-Serie „Bonding“ die Zuschauer:innen etwas in die BDSM-Welt ein. Klar ist, dass dabei einige Vorurteile abgebaut werden. Die Serie wirbt für Toleranz mit dem Umgang damit und zeigt in einem sehr politischen Moment auch die Funktion, die Domina in der Gesellschaft haben: Männer kommen zu ihr, um dem gesellschaftlichen „Knast“ zu entkommen, stellt Tiffany klar. Ihre Klienten sind einen Moment lang frei vom gesellschaftlichen Imperativ des Männlich-Seins und den zugehörigen Attributen: Macht, Emotionslosigkeit, Dominanz und Distanziertheit. Sie ergänzt dieses Statement durch die Feststellung, dass das Patriachart überwunden werden müsse, damit alle Gender gleichberechtigt frei seien.
Insofern ist „Bonding“ auch feministisch. Die weiblichen Figuren sind allesamt starke Frauen, die sich durchsetzen können. Gerade Tiffany Chester ist dabei
hervorzuheben, die sich beispielsweise auch nicht von dem Machtgefälle zwischen ihr als Studentin und einem Professor einschüchtern lässt, als dieser eine Kommilitonin sexuell belästigt. Diese
Szene schließt an die #metoo-Debatte an, die auf das Ausnutzen von Machtpositionen und Sexismus im Berufsleben aufmerksam gemacht hat.
Bonding (Netflix) ist keine BDSM-Serie
Tiff, das ist der Spitzname der Protagonistin, arbeitet zwar neben ihrem Psychologie-Studium als Domina und das ist zentrales Thema der Serie. Trotzdem ist „Bonding“ keine BDSM-Serie. Das gibt den Rahmen vor, wird aber nicht auf die Spitze getrieben und sexuell aufgeladen. Andere Teile der Netflix-Serie sind andere Teile, die nicht so offensichtlich sind wie das scheinbare Leitthema, spannender.
In der ersten Staffel ist auch die Charakterentwicklung der beiden Protagonist:innen Tiff und Pete interessant. Sie helfen sich gegenseitig dabei, ihre Schwächen zu beseitigen. Pete (und ihr Freund Doug) helfen Tiff, sich Menschen zu öffnen. Denn normalerweise ist sie selbst verschlossen und distanziert. Die Rolle, die sie als Domina spielt, passt daher auch sehr, weil sie nichts von sich preisgibt, während sie ihre Selbstzweifel durch die Machtposition überspielen kann. Der zurückhaltende Pete dagegen taut auf und gewinnt durch die Machtposition an Selbstvertrauen.
Zweite Staffel der Netflix-Serie "Bonding" weitet Themen aus
Gerade in der zweiten Staffel ist auch nicht mehr ganz so deutlich, dass „Bonding“ eine Comedy-Serie ist. Selbstverständlich gibt es immer noch viel zum Lachen und sehr skurrile Momente, immerhin ist Pete auch Comedian und Humor gehört zu seinem Verhalten einfach dazu. Aber die Serie konzentriert sich dann viel stärker auf die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen den Figuren.
Und auch die Homosexualität von Pete und seinem Freund Josh spielt dann eine stärkere Rolle. Zu Beginn der zweiten Staffel von „Bonding“ kommen die Tiffany, Pete und Josh aus ihrer Komfortzone heraus, als sie bei einer Silvester-Party von Tiffanys Freund Doug eingeladen sind. An diesem Abend tauschen sie ihre soziale Blase, wo sie sich wohlfühlen und sie selbst sein können, gegen das heteronormativ geprägte Horrorszenario einer Party von Verbindungsstudenten.
"Bonding" auf Netflix: Inhaltlich voll gepackte, schnelle Serie
Die Fülle an Themen wird in der Netflix-Serie „Bonding“ in wenigen kurzen Folgen dargestellt. Dadurch ist die Serie schnell, was schwache Szenen verhindert.
Die erste Staffel der Comedy-Serie „Bonding“ ist am 24. April 2019 auf Netflix erschienen. Die zweite Staffel ist am 27. Januar 2021 veröffentlicht worden. Die sieben bzw. acht Folgen sind jeweils etwa 17 Minuten lang.
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