Von Max Schäfer
CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer reiste in Deutschland umher, um sich mit Mitgliedern der Parteibasis zu treffen und ihren Anliegen zu lauschen. Dabei sammelte sie Themen, um sie in Form von Leitfragen in die Entwicklung eines neuen Grundsatzprogramms der CDU einfließen zu lassen.
Daraus ergibt sich nun eine Diskussion zur Einführung einer sogenannten Dienstpflicht. Schulabgänger sollen demnach ein Jahr lang etwas für die Allgemeinheit tun. Das ist wohl bei der Bundeswehr, dem Technischen Hilfswerk oder in sozialen Einrichtungen möglich. Auf diese Weise sollen Rekrutierungsprobleme bei der Bundeswehr gelöst werden. Zusätzlich soll der Zusammenhalt in der Gesellschaft gestärkt werden. „Es ist ein wichtiger Wert und Ausdruck pflichtbewusster Staatsbürgerlichkeit seinem Land zu dienen“, sagte der CDU Bundestagsabgeordnete Philipp Amthor.
Zurück zur Konservativen Basis
Das Ziel ist also ganz klar konservative Mitglieder und Wähler zu binden, die sich 2011 gegen die erfolgte Aussetzung der Wehrpflicht aussprachen. Selbstverständlich spiegelt sich im aktuellen Vorstoß auch die Hoffnung wieder, Wähler von der AfD zurückzugewinnen, die sich schon länger für eine Wiedereinführung der Wehrpflicht ausspricht. Der Zurückgewinnung von AfD-Wählern soll wohl auch die Betonung des Gemeinschaftsgefühls dienen. Die CDU spricht sich für ein deutsches Wir-Gefühl aus. Unser Land, unser Deutschland.
Es scheint natürlich wünschenswert, dass sich junge Menschen für einen Zeitraum nicht nur auf ihre Karriere kümmern, sondern an andere Menschen denken. Vielleicht sind sie es dann auch in ihrem weiteren Lebensweg und sind dann weniger anfällig für Parteien, die gerne Menschen im Mittelmeer ertrinken lassen wollen. Sie lernen dort weniger egoistisch zu sein und nehmen dann anderen Verkehrsteilnehmer nicht die Vorfahrt. Das ist zumindest eine Hoffnung der Befürworter. Es ist aber auch zu bezweifeln, ob man einem Menschen in einem Jahr Empathie beibringen kann. Es wäre interessant zu wissen, wie viele Menschen bei der Bundeswehr waren oder Zivildienst geleistet haben und trotzdem zu den „Absaufen“-Rufern, AfD-Wählern und Dränglern auf den Straßen gehören.
Ist es denn notwendig die Bundeswehr zu stärken? Angesichts der immer wieder aufkommenden Meldungen, dass U-Boote, Hubschrauber und Flugzeuge nicht einsatzfähig sind, scheint es im Bereich der Ausrüstung eher Nachholbedarf zu geben. Der Fokus sollte eher auf der Leistungsfähigkeit statt auf der reinen Mannstärke liegen. Klassische zwischenstaatliche Kriege sind seit Ende des Kalten Krieges unwahrscheinlicher. Die sogenannten Neuen Kriege finden eher zwischen Staaten und Terrororganisationen statt.
Allgemein sehe ich es kritisch – sei es beim Militär oder im sozialen Bereich – Beschäftigte zu zwingen der Arbeit nachzugehen. Vielmehr sollte die Bundeswehr als Arbeitgeber attraktiver gemacht werden. Auch im sozialen Bereich sollten Pflegeberufe durch bessere Löhne für junge Menschen interessanter gestaltet werden. Die Qualität der Arbeit wird wohl besser, wenn die Beschäftigten gerne der Arbeit nachgehen.
Das Jahr ist ein verlorenes Jahr. Man hat dabei nur stark beschränkt die Möglichkeit, sich zu entfalten und seinen eigenen Weg zu gehen. Schulabgänger könnten einmalige Gelegenheiten verpassen, wenn sie direkt nach dem Abschluss ihren Dienst leisten müssen. Es bremst die persönliche Entwicklung. Es ist zwar heute so, dass viele die Gelegenheit nutzen, um zu Reisen und andere kulturen kennenlernen. Es ist fraglich, ob junge Erwachsene nach ihrem Gesellschaftsjahr ein zweites Jahr Pause zu diesem Zweck opfern.
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