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Toilettenlektüre: Die Elefanten-Epen

Eine Buchserie über ein sprechendes Tier mit etwas ungewöhnlicheren politischen Ansichten war schon erfolgreich. Warum es also nicht auch versuchen? Das dachte wohl ein*e unbekannte*r Autor*in, der*die sich unter dem Pseudonym Quark-Uwe Klingeling versteckt und mit "Die Elefanten-Epen" eine Parodie zur erfolgreichen Satire-Reihe schrieb. Warum die Parodie nur eine Beschreibung verdient hat, wie sie eher für Autobahnen zutreffend ist: Streckenweise in Ordnung.

 

Es klopft und ein Elefant steht vor der Tür. Der Elefant kann sprechen und zieht bei dem Großkünstler ein. Das kommt Leser*innen sicherlich bekannt vor: Es erinnert an die Känguru-Chroniken von Marc-Uwe Kling. Das ist gewollt. „Die Elefanten-Epen“ sind eine Parodie zu der bekannten Satire-Reihe.

 

Die Elefanten-Epen: Episoden mit Ansätzen von Gesellschaftskritik

Auch die „Elefanten-Epen“ bestehen aus einer Reihe von Episoden, die aus der Perspektive des Ich-Erzählers geschrieben sind. Der Erzähler heißt in diesem Fall Quark-Uwe, er ist Groß-Künstler, der genderkritische Kunst in großen Formaten schafft. Sein Begleiter ist der Elefant. Er ist Reichsbürger und Verschwörungsgläubiger. Er isst keine Schnapspralinen wie das Känguru, sondern Rumkugeln. Der Elefant hört gerne Musik vom „Reichsbarden“ Xavier Naidoo und sammelt Aufkleber von deutschen Kaisern.

 

Eine richtige Handlung gibt es – wie im Original – nicht. Der Elefant zieht irgendwann bei Quark-Uwe ein. Sie sprechen viel miteinander, spielen komische Spiele und gehen zu Demonstrationen. Episoden aus dem Original werden parodiert. In den Dialogen werden durchaus gesellschaftliche Themen aufgegriffen. Und leider werden sie tatsächlich nur aufgegriffen. Sie bleiben nur erwähnt und werden aber nach wenigen Sätzen wieder fallengelassen. Eine wirkliche Auseinandersetzung findet nicht statt.

 

"Die Elefanten-Epen" vernachlässigt mögliche Kernthemen

Das gilt auch für das Thema, das eigentlich konzeptionell den Kern der Geschichte ausmacht, oder ausmachen müsste: Reichsbürger*innen und Verschwörungstheorien. Immerhin ist der Elefant ein Reichsbürger und glaubt an Verschwörungen. Und er erzählt auch davon. Er spricht davon, dass die Bundesrepublik Deutschland eine GmbH sei, eigentlich noch die Verfassung des Deutschen Reiches gelte, Deutschland besetzt sei und von den USA kontrolliert werde, die aber wiederum von einer Weltregierung gesteuert werden, die aus Echsenmenschen bestehe. Es ist selbstverständlich Unsinn. Das sagt der Ich-Erzähler auch, aber dabei bleibt es eigentlich. Anspielungen auf philosophische Texte fehlen ganz. Fairerweise muss gesagt werden, dass der Kommunismus als Ideologie der Protagonisten in den "Känguru-Chroniken" weitaus mehr hergibt.

 

"Die Elefanten-Epen" lassen Chancen ungenutzt

Und der*die Autor*in der "Elefanten-Epen" hat sicherlich keinen tieferen satirischen Anspruch. Auf diese Weise bleibt die Parodie weit hinter dem Original zurück. Das ist auch in Ordnung, denn einige der parodierten Episoden sind wirklich gut gelungen. Einige Wortwitze sind auch gut. Zum Beispiel gibt es einen Armleuchter in Dieter-Nuhr-Edition, der in einer Szene in die rechte Ecke geschoben wird. Leider bleibt es dabei.

 

Ansonsten bewegt sich die Parodie "Die Elefanten-Epen" auf präpubertärem Niveau. Fäkalhumor nimmt wohl die bedeutendste Rolle ein. Das wäre auch in Ordnung und würde vielleicht auch funktionieren. Aber in diesem Ausmaß ist es einfach zu viel. Irgendwann bringt Kacke einfach niemanden mehr zum Schmunzeln. Sex-Anspielungen, die ebenfalls zu häufig vorkommen, führen zusätzlich zu dem Eindruck, dass die Parodie von einem spätpubertären Typen geschrieben wurde. Dadurch werden die gelungenen Episoden leider vergessen und ein negativer Einfluss dominiert. Der Untertitel „eine kackendreiste Parodie“ ist also wörtlich zu nehmen.

 

"Die Elefanten-Epen": Gute Ansätze wurden nur mangelhaft fortgesetzt

In den Känguru-Chroniken sagt eine Buchhändlerin zu Marc-Uwe, dass in seinem zweiten Buch „viel Schönes dabei“ sei. Das lässt sich, wenn das Wörtchen „viel“ gestrichen wird, auch über die Parodie sagen. Es ist Schönes dabei. Aufgrund der vielen kurzen Episoden ist das Buch in jedem Fall als Toilettenlektüre brauchbar.

 

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