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EM 2021: Wenn es darauf ankommt, kneift die Uefa

Die Uefa startet immer wieder Kampagnen gegen Diskriminierung. Beim EM-Spiel zwischen Deutschland und Ungarn versäumt sie eine Gelegenheit, wirklich ein Zeichen zu setzen. Ein Kommentar.

 

Am Mittwoch (23.06.2021) spielt Deutschland im letzten Gruppenspiel der Fußball-Europameisterschaft 2021 gegen Ungarn. Die sportliche Ausgangslage ist in der öffentlichen Diskussion in den Hintergrund getreten.

 

Stattdessen steht die Frage im Raum, welches Signal vom Fußball ausgehen soll. Für die Stadt München auch um Toleranz und Vielfalt. Als Zeichen dafür sollte die Arena beim Spiel in Regenbogenfarben beleuchtet werden. Die Aktion soll eine Reaktion auf ein LGBTQ-feindliches Gesetz in Ungarn sein. Die Uefa hat der Initiative gegen Diskriminierung von Homosexuellen und Transgendern aber eine Absage erteilt.

 

EM 2021: Die Uefa kuscht vor autoritären Regimen – aus Angst vor finanziellem Verlust

Die „Uefa ist gemäß ihrer Satzung eine politisch und religiös neutrale Organisation. Angesichts des politischen Kontextes dieses speziellen Antrags […] muss die Uefa diesen Antrag ablehnen“, heißt es in einer Stellungnahme. Das ist nicht überraschend. Die Uefa will es sich – neben Ungarn natürlich, deren Außenminister die Initiative der Stadt München kritisierte – nicht mit Russland, Aserbaidschan und Katar verscherzen, die ebenfalls Ausrichter oder wichtige Sponsoren des Turniers und des europäischen Fußballverbands selbst sind. Wenn die Uefa zu sehr auf Werten beharren würde, die den Regierungen dort nicht in den Kram passen, könnten sich beispielsweise Gazprom und Qatar Airways zurückziehen und der Verband müsste finanzielle Einbußen hinnehmen.

 

Das Zeichen, das von der Entscheidung ausgeht, ist jedoch fatal: Wenn es um die Show und ums Geschäft geht, sind grundlegende Werte und Menschenrechte entbehrlich. Dann ist sogar ein minimales Zeichen für Toleranz und Vielfalt zu viel. Und mehr wäre die Beleuchtung in Regenbogenfarben nicht. Es ist kein politisches Statement. Es geht darum, dass alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, ihres Geschlechts und ihrer sexuellen Orientierung respektiert werden und selbstverständlich Teil der Gesellschaft und des Fußballs sind. Das sollte nicht diskutiert werden müssen; es sollte normal sein.

 

EM 2021: Gerade im Umgang mit autoritären Staaten müssen Werte eingefordert werden

Diese eigentliche Selbstverständlichkeit muss leider immer wieder betont werden. Die Uefa selbst versucht ja, mit der „Equal Game“-Kampagne gegen Formen von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit vorzugehen. Das muss aber deutlicher getan werden, als in kurzen Einspielern zwischen Werbepause und Übertragung des Spiels oder zu einem ganz anderen Zeitpunkt. Es muss besonders dann der Fall sein, wenn es die Feinde der Toleranz mitbekommen.

 

Vorbildlicher zeigt sich der Eishockey-Weltverband IIHF, der Belarus die Weltmeisterschaft entzog und damit ein Signal für Demokratie und Menschenrechten setzte.

 

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