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„Noch 3 Treuepunkte bis zum Pfannenset“: Das „House of Cards“ der Provinz

Was ist deutsch? Bestimmte Verhaltensweisen sind es durchaus. Sina Scherzant und Marius Notter, Macher:innen von „alman_memes2.0“ reihen Klischees aneinander und machen daraus den Roman „Noch 3 Treuepunkte bis zum Pfannenset“. Es ist fast das „House of Cards“ der Kleinstadt-Idylle.

 

Achim Ahlmann wünscht sich eigentlich nichts lieber als seine Ruhe zu haben. Er will einfach nur mit seiner Frau Anette in ihrem Einfamilienhaus in einer ruhigen Wohngegend der Kleinstadt Hildenberg wohnen, Zeitung lesen, den Rasen mähen, grillen und einmal im Jahr zwei Wochen an den Gardasee fahren, wo es auch Schnitzel gibt.

 

„Noch 3 Treuepunkte bis zum Pfannenset“: Aus „Alman-Memes“ wird ein Roman

Da passt es ihm gar nicht, dass seine Frau Anette ganz andere Pläne hat. Zwar liebt auch sie die Ruhe, aber eben nicht so sehr. Sie engagiert sich in verschiedenen Vereinen Hildenbergs und ist von der verschlafenen Kommunalpolitik genervt. Deshalb beschließt Anette, bei der Bürgermeisterwahl anzutreten.

 

Die Leser:innen des Romans „Noch 3 Treuepunkte bis zum Pfannenset“ begleiten Anette, Achim, ihre erwachsenen Kinder Annika und Andi und ihre beste Freundin Biggi beim Wahlkampf. Dabei lernen sie die Familie Ahlmann und das beschauliche Kleinstadtleben kennen.

 

Roman „Noch 3 Treuepunkte bis zum Pfannenset“: Welt von frechen Frisuren und Schnäppchenjagt

„Noch 3 Treuepunkte bis zum Pfannenset“ zeichnet eine Welt, in der Frisuren und Farben von Jack Wolfskin-Jacken „frech“, Ehemänner „Göttergatten“ und Kleinwagen „Flitzer“ sind. Die Suche nach „Schnappern“, also Schnäppchen, bestimmt einen Teil des Alltags.

 

Und Nachrichten und Gerüchte verbreiten sich wie ein Lauffeuer: Es wird viel getratscht und die örtliche Bäckerei ist die Nachrichtenzentrale des Kaffs. Ein Skandal ist es, wenn der Kuchen bei einem Fest oder einem Jubiläum nicht selbstgemacht, sondern gekauft oder mithilfe einer Backmischung hergestellt wurde. Daher sind alle vorsichtig bei dem, was sie tun – sogar im Urlaub. „Wenn sich das rumspricht…“

 

„Noch 3 Treuepunkte bis zum Pfannenset“ feiert Klischees

 Noch 3 Treuepunkte bis zum Pfannenset“ führt den Leser:innen massenweise Verhaltensweisen vor, die als typisch deutsch gelten. Das war auch das Ziel der beiden Autor:innen Sina Scherzant und Marius Notter zeigen diese Klischees nicht nur, sie feiern sie auch. Schließlich sind die beiden auch die Macher:innen des Instagram-Accouns „alman_memes2.0“.

 

Leser:innen werden bestimmt einige Sachen bekannt vorkommen, die sie von sich oder Freunden und Bekannten kennen. Der Roman erfordert daher die Fähigkeit zur Selbstironie ein. Am Ende bleibt dann bei einigen Leuten das Lachen, aber auch die Selbsterkenntnis, dass jede:r doch ein bisschen Achim oder Anette ist.

 

Das Konzept des Buches birgt das Risiko, dass nur die vermeintlich typischen Verhaltensweisen und Klischees aneinandergereiht werden, die Geschichte selbst jedoch inhaltlich flach daherkommt.

 

Alman-Memes-Roman wird fast zum "House of Cards" der Kleinstadt-Idylle

Und auch das Szenario eines Bürgermeisterwahlkampfs in einer Kleinstadt scheint nicht gerade der beste Stoff für eine spannende Lektüre. Für kommunalpolitische Verhältnisse – häufig treten bei Bürgermeisterwahlen nur die Amtsinhaber und kaum nennenswerte Gegenkandidierende an – ist der Wahlkampf spannend – und sogar intrigenreich. „Noch 3 Treuepunkte bis zum Pfannenset“ ist fast so etwas wie das „House of Cards“ der Provinz.  

 

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