Gestern war der Tag der Deutschen Einheit. Mittlerweile ist Deutschland seit 29 Jahren wiedervereinigt. Trotzdem wurde in Reden von Politiker*innen oder in Kommentaren und Leitartikeln von Journalist*innen häufig darauf hingewiesen, dass es noch keine echte Einheit gibt. Die Unterschiede zwischen Ost und West sind noch vorhanden. Ostdeutsche Menschen fühlen sich benachteiligt. Aus diesem Grund ist es richtig, dass der Feiertag dazu genutzt wird, auf diese Unterschiede und die Spaltung der Gesellschaft hinzuweisen.
Der Tag der Deutschen Einheit sollte nicht nur eine partypatriotische Veranstaltung sein. Bisher war es das zwar nicht, klar. An dem Tag wird an die Spaltung Deutschlands, an den Systemkonflikt und an die DDR-Diktatur und deren Opfer gedacht. Diese Erinnerung muss fortgesetzt werden. Aber Unterschiede, die soziale Ungleichheit und die soziale Differenzierung in Deutschland müssen im Mittelpunkt stehen. Dabei spielen die Unterschiede zwischen Ost und West, gerade aufgrund der Geschichte dieses Tages eine bedeutende Rolle. Abgesehen von dieser gesellschaftlichen Konfliktlinie ist unsere Gesellschaft in vielen Punkten gespalten.
Wenn man vom Tag der deutschen Einheit spricht, sollte man also nicht nur an Grenzen und Mauern denken, die es nicht mehr gibt. Es muss auch an die Grenzen gedacht werden, die in vielen Köpfen immer noch da sind.
Am Tag der Deutschen Einheit sollten Veranstaltungen stattfinden, die darauf hinweisen. Man sollte allerdings nicht nur die Existenz dieser Unterschiede anprangern, sondern auch konstruktiv etwas dagegen machen. Aus diesem Grund ist es beispielsweise richtig, dass es am 3. Oktober auch den Tag der offenen Moscheen gibt, damit man mit Muslimen in Kontakt kommt und auf diese Weise Vorurteile abgebaut werden. Der Feiertag kann eine Gelegenheit zum Dialog zwischen verschiedenen Gruppen sein.
Der Tag soll also ein Zeichen gegen die Spaltung der Gesellschaft sein. Gegen Hass und Intoleranz. Also auch gegen Neonazis und andere Rechtsextremisten, die den Tag der Deutschen Einheit gerne für ihre stumpfen, nationalistischen und xenophoben Zwecke missbrauchen wollen. Damit bewirken sie genau das Gegenteil einer Einheit. Es gilt an diesem Tag also zu zeigen, dass wir mehr sind. Wir, das demokratische und antifaschistische Volk.
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